Selektierte Memoiren einer fantastischen Exkursion nach Berlin und Potsdam
Vatertag
Wie in der Vorplanung bereits geschrieben, hatten wir eine ausgedehnte Pre-Meeting Phase eingebaut. Zuvor schnell Kind und Katze bei Oma und Opa abgeliefert – huch ist der Kofferraum schnell voll. Naja, Rückbank dann ebenfalls schnell vollgestopft und was nicht mehr reinpasste musste zu Hause bleiben. Navi gefüttert und ab ging es. Die Bahn wahr wegen es LKW-Fahrverbots ziemlich frei. So macht das Fahren Spaß.
Der obligatorische Weg zu Knut war eindrucksvoll. Unser O² durfte sich im Parkhaus am Zoobogen kurzzeitig mal auf dem Bordstein aufstützen - er hatte ja auch eine lange Fahrt hinter sich gebracht und war etwas erschöpft. Inspiriert von den vielen ausländischen Gästen, lies ich mich doch glatt zu der Aussage "two day tickets please" an der Kasse verleiten - auch wenn wir zwee beede von Hannover kommen wa - Berlin ist ja schließlich eine Weltstadt.
Da waren wir nun: im Zoologischen Garten. Ziemlich wenige Besucher - dachten wir - und wo ist eigentlich Knut? Naja, erstmal Mittagessen im Zoo-Restaurant, natürlich Berliner Currywurst mit Pommes und dann auf zu den Eisbären. Von 14-15 Uhr sollte Knut zu sehen sein, doch genau um 14:00 Uhr bei den Eisbären angekommen, war vom Teddy nix zu sehen. Vielleicht ist die Nase irgendwo anders? Wir also weiter durch den Zoo, bis massive Stahlzäune uns den Weg versperrten. Was ist hier los? Kanzlerbesuch im Zoo oder G8-Vorbereitungen? Umleitung - na gut - und dann zwei bis vier Kurven weiter standen sie da: Menschenrücken und Köpfe - so viele, dass man nicht sehen konnte, was sie sich anschauten. Es musste Knut sein. Nach einigen Minuten gelang es uns dann tatsächlich ein bischen Knut und Herrn Dörfler (seinen Pfleger) zu sehen. Das musste uns reichen, denn Anstellen an die offizielle Reihe der Wartenden schien hoffnungslos. Auf dem Rückweg sind wir diesen Kameraden dann entgegengegangen. Es waren hunderte Menschen und sie standen mit gierigen Augen und interessierten Gesichtern schön brav aufgereiht auf den folgenden drei bis fünfhundert Metern Zooweg. Ätsch - wir hatten ihn schon gesehen. Da Knut eh nur eine Stunde Ausgang hat, ist es fraglich, ob wirklich alle Wartenden den kleinen Zausel später sehen konnten. Imposanter war dann aber schließlich die Begegnung mit dem Pandabären. Ein wirklich sehenswertes, äußerst seltenes und liebenswertes Geschöpf - ein echter Kuschel-Teddy mit Charme und Charakter.
Es folgte ein langer Spaziergang über den Kudamm und durch die Tauentzienstraße, ums Kanzleramt, den neuen Hauptbahnhof und den Reichstag - doch der Reihe nach. Am Vatertag war natürlich nix mit Shopping auf dem Kudamm, darum konnten wir uns nur am abwechslungsreichen Anlitz der metropolistischen Kosumtempel sattsehen. Gestört wurde diese Idille nur ein wenig durch kamerabepackte Touris auf Europatour, Kreuzberger Geschäftsleute aus der Betäubungsmittelindustrie und Grufties, die sich mit schmückenden Hausratten auf ihren Köpfen verkleidet, auf dem Gehweg sitzend, hinter Sonnenbrillen versteckten. Warum tun die sowas? Naja, es war nur eine Vorbegehung für den Folgetag und der Ort sollte sich später als hervorragende Shoppingadresse herausstellen. Den Eindruck etwas gekauft zu haben hatten wir auch kurzzeitig beim Ablösen unseres Parkscheins: 12,50 € Parkgebüren für ein paar Stunden Octaviaschlaf sind sind wirklich bemerkenswert.
Kommen wir zum Kanzleramt. Rinn ins Automobil, Navijationsjerät injeschaltet und jut. Wir haben den Bau von hinten erkundet und sind um den Kanzlerpark stolziert. Was für ein merkwürdiges Bauwerk. Umzäunt von einer Mauer mit dem Charme einer Justizvollzugsanstalt und verbunden mit dem Hauptgebäude durch eine eigene Brücke über die Spree. Understatement ist was anderes. Die Reichstagskuppel konnten wir uns leider nicht von innen ansehen, denn die Warteschlange war fast so lang wie bei Knut und wir waren nicht zum Warten nach Berlin gefahren. In Erinnerung bleiben werden uns auch ein Lamborghini Gallardo und ein noch seltenerer Murcielago, welche ausgerechnet vor dem, von der Polizei umzingelten, Kanzleramt die warme Sommerluft herzhaft akustisierten. Mit einer Nuance von Gänsehaut traten wir den langen Rückweg zum kostenfreien Parkplatz in Alt-Moabit an, um die Reise zu unserer Bleibe in Potsdam anzutreten.
„Sie kriegen unser letztes Zimmer“, sagte die freundliche Dame mit Potsdamer Schnauze in leicht gequältem Hochdeutsch. Das war nicht übertrieben und Stephi sah ihr erstes Doppelzimmer mit Einzelbetten. Häh? Wat isn ditte? Geschafft vom anstrengenden Tag war Möbel schieben nicht mehr drin. Es musste auch so gehen. Unter dem Aschenbecher lag die Hausordnung, mit dem Hinweis, dass Rauchen nicht erwünscht sei. Ach so, na dann gute Nacht Marie - und lange vor Mitternacht begannen die Träume vom schönen Superb II R36 Anno 2008 (was Stephi geträumt hat bleibt ihr Geheimnis).
Freitag
Zum Frühstück am Freitag: Kaffee, Schrippen zum Belegen und Zweifel ob sich VW traut den R36 für Skoda freizugeben. Naja, erstmal wieder auf nach Berlin und laufen, laufen, laufen. Ein bischen C&A, 3 x H&M, Wertheim und KaDeWe und schon fragten die Füße ob es Kilometergeld gibt. Irgendwie ging der Tag schnell rum, Mittag bei der Pizza Mütze,
Parkhausrechnung 11,50 €. Ab nach Hause – duschen und umziehen fürs Bowlen.
Der in Babelsberg vorherschende Parkraummangel veranlasste uns das Bowlingcenter zu Fuß aufzusuchen. Zusammengefunden und schnell die Schuhe gewechselt, begann der sportliche Teil. Schnell noch das erste Potsdamer Rex getrunken, aber die Treffer wurden nicht besser. Es war ja nur just for fun – also nicht ärgern. Zum Restaurant hat uns zum Glück Go4More mitgenommen – schöner Wagen. Dann begann der gesellige Teil des Abends. Wir haben gern den Anekdoten vergangener Treffen gelauscht und uns ein wenig kennengelernt. Das Essen war auch in Ordnung und dieser abwechslungsreiche Tag endete wie er begonnen hatte: im Doppelzimmer in Einzelbetten.
Samstag
Kaffee und Brötchen zum Frühstück – was sonst. Nochmal schnell zur Sparkasse – mein Geldbeutel scheint ein Loch zu haben, schwupps ein paar Kleinigkeiten eingekauft und ab zum Treffpunkt, dann gemeinsam zum Bahnhof (nicht nur meine Börse war leer) und wenig später ab aufs Boot: Holzklasse – wer gut gesessen hat soll den Finger heben. Doch dann die Entschädigung: die Potsdamer hatten sich wirklich nicht lumpen lassen und an zahlreichen Uferstellen größere Hügel aufgeschüttet, mit alten Bäumen bepflanzt und die übrigen Freiflächen (so viel Zeit war ja nicht) mit kleineren und größeren Schlössern und Burgen aufgefüllt. Alle Achtung, dass soll erstmal einer nachmachen.
Der Hunger überredete uns dann zur Siesta beim Spanier. Was war ich froh, dass es eine Tageskarte mit internationalen Gerichten gab – so wurde ich wenigstens satt. Nichts gegen Spanien, aber auf Malle gibt es auch Pizza und Currywurst. Wer den Finger immernoch oben hat: runter damit. Denn Katjes lud zum Werksverkauf und da hat keiner gemeckert.
Schließlich war Wagenpflege angesagt, doch darunter versteht jeder etwas anderes. Mein Schätzchen hat noch keine Waschanlage von innen gesehen – egal wie sehr die Lämmer jaulen. Handwäsche ist das einzig Wahre. Doch wie das so ist, in der Zeit die notwendig ist um ein Auto per Hand zu waschen (und zu trocknen) können locker 100 Autos durch die Waschstraße fahren. Also wurde nur eine Katzenwäsche draus und für Interessierte: die Endrohre werden selbstverständlich wöchentlich gereinigt, nur wenn 8 Autos bereits fertig „gewaschen“ auf dem Brötchen König Parkplatz warten, muss man erhebliche Kompromisse bei der Wagenpflege eingegehen. Geschenkt.
Foto-Shooting auf dem Parkdeck: dreimal vor und zurück, schnell die Flagge ausgepackt und abgelichtet. Beweisfotos gibt es also mehr als genug.
Es folgte der lustige Grillabend im Volkspark. Wie soll man das beschreiben – es geht eigentlich nicht, aber ich versuche es trotzdem: da hatte eine Horde Opelfahrer(innen) Freigang für ihren Nachwuchs genehmigt und was machen diese Deppen? Malen sich Ringe um die Augen, färben sich die Haare, setzen sich Kapuzen auf und hüpfen wie geqäulte Eunuchen singend um eine Feuerstelle im Park. Klar das die Hunger hatten. Wo sie sich das Fleisch zusammenbettelt hatten konnte wir leider nicht klären, aber die Panade bestand aus dem, von uns geliehenen, flüssigen Grillanzünder. Die haben ihr Grillgut nicht gegrillt sondern flambiert. Wirklich lustig. Und weil die Kerle solche Weicheier sind, mussten die Mädels die Sitzbank/tisch-Kombination über den Platz tragen. Was für ein Kuriosum. Wenn mir später so einer mal als Zivi zugewiesen wird mach ich Harakiri.
Schließlich mussten wir auch diesen Abend ausklingen lassen. Ehrlich gesagt hätten wir aber auch noch ein paar Stunden länger dort sitzen können. Vielleicht beim nächsten Mal.
Sonntag
Frühstück wie gehabt, schnell tanken und ab zum Treffpunkt. Ruck zuck zum Schloss Babelsberg und wer hätte das gedacht, das Teil ist immer noch nicht fertig. Bloß lumpige sechs Zimmer mit allerlei altem Kram drin. Was machen die Potsdamer bloß den ganzen Tag?
Zum Mittag ging es zur Meierei. Wir kennen das ja schon: flexibel wie ein Amboss diese Preussen, weigerten sich die Herrschaften, uns zu ehren, das Mobiliar zusammenzuschieben und dann auch noch ein paar geschnittene Kartoffelscheiben in die Pfanne zu geben. Aber gutmütig und gnädig wie wir Skodafahrer nun mal sind, haben wir auch dieses Schicksal mit Würde und Anstand getragen. Schließlich spazierten wir noch über einen Radschiebeweg zum UNESCO Welterbe. Was Wetter war sowieso Weltklasse. Doch auch dieses Treffen musste irgendwann zu Ende gehen und so folgte nach einer kurzen Verabschiedung die Heimreise.
Für uns wurden langandauernde Staus auf der Rückfahrt zu ihrem inhärenten Bestandteil. Dabei gab es auch richtig was zu entdecken: die Spezies Staugaffer. Putzige Kerlchen, die mit ihren drolligen Kombinationfahrzeugen angrenzende Feldwege und Wiesenflächen beidseits der BAB belagerten oder gar auf Brücken kauerten und im Schutz der Brüstung, lustig mit den Händen winkend, den Trieb der stehenden Herde auf der Bahn beobachteten. Um den Fortbestand dieser Art braucht man sich kaum sorgen zu machen. Es waren auch viele weibliche Tiere zu sehen und die meisten hatten ihren Nachwuchs dabei. So wird dieses arttypische Verhalten schon früh an die nachfolgende Generation weitergegeben. Weiterhin sorgt der im Grundgesetz manifestierte Artenschutz für eine ungestörte Ausbreitung der Population.
Erwähnenswert sind auch die vielen Kreaturen, welche sich unauffällig an Auffahrten unter die Herde mischten. Dabei ließen wir uns das eine oder andere Mal von Ohrmarken a la "325", "2.7 TDI" oder gar "C200 Kompressor" ins Bockshorn jagen. Wie wir beobachten konnten, lassen sich eindrucksvolle Rückschlüsse auf das Jagdverhalten aus den Brandmarken ableiten. Dabei zeichneten sich besonders solche Artgenossen, welche mit gelben Kennzeichen markiert waren, durch einen sparsamen Lichtzeicheneinsatz beim Fahrstreifenwechsel und das Beibehalten der Richtgeschwindigkeit nach dem Fahrstreifenwechsel auf die linke Spur - auch auf Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung - aus. Das spannende Ökosystem BAB bietet eben viel Interessantes und Sehenswertes und im Stau, auf einer ohnehin langweiligen Rückreise, lassen sich diese Eindrücke besonders genießen.
Resüme
Es waren wirklich schöne Tage: die Reiseleitung hat ein wunderbares Programm ausgearbeitet und es hat sich auch gelohnt die übrigen Gäste kennenzulernen. Sehr nette Leute und Spaß gemacht hat es. Und zur Organisation: sehr gut gemacht – absolute Spitzenklasse, dreimal goldendes Lenkrad, sie lebe hoch, hoch, hoch und ihre freundlichen Gehilfen ebenso. Weiter so, weiter so, weiter so - geh nicht raus aus meinem Kopf.
Wir sehen uns.
