Verfasst: 20. Juni 2007 17:04
Das ist ja super ärgerlich! Viel Erfolg, ich drück dir die Daumen!
Damit der Marder nicht mehr zubeißt
Über das Phänomen wurde erstmals 1978 in Winterthur in der Schweiz berichtet, und schon wenig später auch in Deutschland: Zerbissene Zündkabel, kaputte Kühlschläuche oder andere Zeichen von kostspieligem Vandalismus unter der Kühlerhaube von Autos. Bald war der Steinmarder als Übeltäter identifiziert. In den ersten Jahren zerbrach sich die Fachwelt den Kopf über die möglichen Ursachen dieser neuartigen Erscheinung - war es der intensive Geruch noch warmer Kunststoff- und Gummimäntel, ein Frühstadium der Tollwut oder Mangelerscheinungen im natürlichen Speiseplan des Steinmarders?
Heute denkt man anders darüber. Es ist inzwischen bekannt, dass die possierlichen Kerlchen unter der Motorhaube einen neuen Lebensraum entdeckt haben, ihr Futter dorthin bringen, spielen und sich ausruhen. Besonders Jungtiere nutzen das Innere des Autos als Abenteuerspielplatz - balgen und jagen sich.
Gefährlicher für die Kabel und Schläuche allerdings ist das aggressive Revierverhalten ausgewachsener Männchen. Wurde das Auto im Revier eines fremden Marders geparkt und hat dieser eventuell zusätzlich noch seine Markierung hinterlassen, so gerät das angestammte Tier derart in Rage, dass es aus lauter Wut die Inneneinrichtung seiner geschändeten Wohnung zerbeißt. Dies erklärt, warum die meisten Marderschäden im Frühjahr - wenn das Territorium abgesteckt wird - und im Herbst zur Ranzzeit auftreten.
Auffällig ist, dass Opfer solcher Attacken hauptsächlich weiche Gummiteile sind, etwa Schläuche oder Lenkmanschetten, aber fast nie Bremsleitungen. Diese haben nämlich eine harte Umhüllung. Das bedeutet, durch Marderschäden entsteht keine Lebensgefahr wegen kaputter Bremsen. Trotzdem kann es für den Autobesitzer teuer werden - und durch diese Tatsache wurde Marderprävention interessant und notwendig. Es gibt Gerüchte, die besagen, dass "Klosteine" oder Hundehaare helfen sollen, den Marder zu vergraulen. "Alles Blödsinn", sagt die Dr. Beate Ludwig vom Arbeitskreis Wildbiologie der Uni Gießen.
Dieser Arbeitskreis hat sich in Zusammenarbeit mit der Autoindustrie mit der Problematik "Marderbisse in Autos" beschäftigt. Besonders Audi, Mercedes und BMW haben in ihren Forschungslabors begonnen, Antimardersysteme zu entwickeln. Dort werden den Mardern die verschiedensten Gummimischungen und Materialien vorgesetzt und schon bald stellte sich heraus: Der Marder ist nicht wählerisch. In seiner Spiel- und Beißlust beißt er in alles, was sein Gebiss bewältigen kann: Holz, Silikon, Gummi und sogar Metall.
Daraufhin wurde klar: am Material liegt es nicht. Also versuchte man, die Auto-Kabel anderweitig zu schützen, nämlich mit Sprays. Sie enthalten Knoblauch, Katzenabwehrstoffe, Seife, Pfeffer - alles Mögliche wurde ausprobiert. Keine der noch so grässlich riechenden oder schmeckenden Substanzen habe den Marder davon abgehalten, in die Kabel zu beißen, so. Beate Ludwig. Auch Technik kam zum Einsatz. So sollten die hohen Töne eines Ultraschallgeräts oder Imitationen eines Bussardschreis den Marder davon abhalten, in den Motorraum zu klettern - im großen und ganzen Fehlanzeige, so das frustrierende Ergebnis des Arbeitskreises Wildbiologie.
Schließlich stellte sich doch noch der Erfolg ein - mit der bekannten Weidezauntechnologie. Nach dem Motto: "Was Kühe drinnen hält, hält Marder draußen" wurden Metallplättchen an allen bequemen Liegeplätzchen und Einstiegstellen im Motorraum ausgelegt und unter Hochspannung gesetzt.
Und tatsächlich - es funktioniert: der Marder bekommt einen Schlag, der ihn zwar erschreckt aber nicht verletzt. Er flüchtet. Inzwischen werden Marderabwehrgeräte für rund 140 Euro angeboten, die nach diesem Prinzip arbeiten.
Weitere Informationen zum Automarder gibt es beim
Arbeitskreis Wildbiologie der Universität Gießen:
http://www.ak-wildbiologie.de