Brösel hat geschrieben:
Is klar nee, Neidgesellschaft, das Rumjammern der Selbständigen geht mir mittlerweile ziemlich auf den Wecker. Guckt sie euch doch an, was die bereit sind für für einen Stundenlohn zu zahlen. Hauptsache die eigene Kasse stimmt.
Jou - und die Nichtselbständigen sind gerne bereit, höhere Stundenlöhne für deutsche Firmen zu bezahlen und halten so garnichts von Schwarzarbeit, wählen auch den Kundendienst nicht nach dem Preis aus und kriegen auch keinen Fön, wenn die eigene Inspektion - zu der man das eigene Öl mitgebracht hat - 3 EUR teurer war, als die eines Mitforisten.
"Neid" ist eine ganz gute Definition für die Hauptbeschäftigung vieler hier in der deutschen Gesellschaft.
Was man sich in vielen Foren als nichtselbständiger Dienstwagenfahrer schon anhören muss. Dass der Wagen den Arbeitnehmer (wie auch den Selbständigen) aber auch etliches an Steuern (geldwerter Vorteil) und Sozialabgaben (ja, der Geschäftswagen "zahlt" auch Sozialabgaben) kostet, wird dabei gerne übersehen. Dazu ist dann das Gehalt meist noch etwas geringer als bei Arbeitnehmern ohne Geschäftswagen. Zudem werden die wenigsten der 2.000.000 Geschäfswagen von Geschäftsführern gefahren, sondern im Außen- oder Kundendienst in der Golf-/Passat-Klasse bewegt.
Und wenn ich mir am Tag 12-14 Stunden lang bei einem Kunden am anderen Ende Deutschlands den A---h für das Gehalt und die zu leistenden Sozialabgaben aufgerissen habe, gönne ich mir auch mal Dauervollgas auf der linken Spur und tanke auf Firmenkosten (wie immer) wieder auf und bekomme alle 2 Jahre den dann runtergerittenen Wagen durch einen neuen ersetzt. Dafür zahle ich dann auch an die 45% Steuern und Sozialabgaben auf mein Gehalt und den Geschäftswagen.
Die Gesellschaft ist halt nicht einfach in schwarz und weiß aufzuteilen. Zwischen dem "kleinen Mann" und dem Geschäftsführer in der S-Klasse gibt es eben noch die 90% Leistungsträger in der deutschen Wirtschaft, die den Laden "Deutschland" am Laufen halten.
Trotzdem würde ich, um zum Thema zu kommen, als Existenzgründer ein bodenständiges Fahrzeug wählen, welches die Kasse so gering wie möglich belastet. Im aktuellen Fall würde ich sogar den eigenen Wagen weiterfahren und lieber ein paar Hunderter mehr als GF-Gehalt entnehmen. Läuft der Laden dann nach ein, zwei Jahren stabil, kann man sich immernoch die Anschaffung eines Geschäftswagens überlegen. Den 10 Wochen alten Octavia jetzt zu verkaufen ist die reine Geldvernichtung und rechnet sich die ersten Jahre wahrscheinlich eher nicht, ggü. eines firmenfinanzierten Dienstwagens. Es sei denn, der Erlös es Octavias stellt einen Teil des Startkapitals dar, dann sieht es auch wieder anders aus.
Aber auch dann würde ich - auch wenn ich nicht im Kundendienst bin - nicht mit einem Fahrzeug der hohen 40.000er-Klasse einsteigen. Wird der Wagen privat genutzt, muss dieser auch von einem selbständigen versteuert werden. Wenn es dann mal nicht so gut läuft und vielleicht zum Teil das eigene Gehalt wieder reinvestiert werden soll, stellt dies eine nicht zu verachtende Belastung dar.
Letztlich lässt sich das Thema nicht auf Octavia, Eos und 125i beschränken, sondern ist deutlich komplexer. Der Rat, einen Steuerberater zu konsultieren, ist garnicht mal so verkehrt. Am Anfang einer Existenzgründung sollte immer die Sicherheit an erster und der Spaß erst an zweiter Stelle stehen.
Stefan