Hallo,
ich fahre eine BMW 525i (Benziner) Limousine Bj 91 Automatik. Meine Frau möchte ein kleineres Auto, Combi, Jahreswagen. Ich möchte ein nicht zu kleines Auto, Combi (Hausbesitzer), neu, günstig in der Anschaffung und im Verbrauch (Familienvater). Nach Studium des ADAC-Katalogs kam ich auf Skoda Octavia II 1.9 TDI (und alternativ Opel Zafira, ist aber nicht in der engeren Überlegung - zu schwer, zu teuer).
Mir gefällt die klassische Optik im Vergleich zu anderen Fahrzeugen. Ich habe gestern eine Probefahrt gemacht und möchte meine Eindrücke schildern. Ich weiß, dass ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche - also völlig verschiedene Klassen und Jahrgänge.
Auf einen Nenner gebracht ist der Octavia ein Vernunftauto, dass auch Spaß machen kann. Der BMW ist ist souveräner, macht Spaß, ist aber von den Kosten her unvernünftig.
Beim Einsteigen war ich überrascht, dass von der klassischen Linienführung innen nicht mehr viel übrig blieb. Ich hatte das Gefühl hoch zu sitzen und konnte das vordere Ende kaum erahnen. Ich hatte eher das Gefühl im Van zu sitzen als im "normalen" Auto. Dennoch kam ich beim Fahren gut zurecht, hatte recht schnell ein Gefühl dafür, wo das Auto aufhört.
Die Bedienung war einfach, das Ablesen der Instrumente gut. Dass die Verbrauchsanzeige nicht per Zeiger angezeigt wird, ist schade, aber ok. Der Bordcomputer ist mit Sicherheit informativer, als das was ich jetzt habe.
Neugierig war ich auf Motorisierung und Federungskomfort. Mein Schwager (und Nachbar) ist von einem Van auf den Mitsubishi Space Star umgestiegen und hier ist die Federung für mich grausam. Das kann ich vom Octavia zum Glück nicht behaupten. Sie wäre für mich ausreichend, auch wenn der BMW hier komfortabler ist.
Bei der Motorleistung stehen 192 PS des BMW gegen 105 PS des Octavia. Mein Vorgänger-BMW hatte 150 PS. Die waren für mich eigentlich ausreichend. Auch wenn 225 km/h im Fahrzeugschein stehen, habe ich nie versucht mehr als 200 km/h zu fahren. Die Leistung meines aktuellen (niedertourigen) BMW ist naturgemäß souveräner, allerdings ist sie erst bei ca. 3000 U/min richtig da. Beim 1.9 TDI war die Leistung in allen Drehzahlbereichen so wie man sie braucht. Wie erwartet in etwa wie mein Vorgänger mit 150 PS, aber bei niedrigen Umdrehungen angenehmer. Ich hatte im übrigen die Möglichkeit den Octavia bis 190 km/h hochzufahren. Auch hier war das Verhalten ok. Insgesamt ist die Motorleistung für meinen aktuellen Fahrstil völlig ausreichend.
Was mir noch auffiel, ist dass die Geschwindigkeit immer gut und richtig vom Gefühl her einzuordnen war. Ich hatte immer ein sehr sicheres Gefühl und das auch bei den hohen Geschwindigkeiten. Ich denke, dass ich mich im Octavia bei 180 km/h eher sicher fühlte als im BMW. Wie einige sagen, er läuft wie auf Schienen. Was ich kaum glauben wollte war, dass man Front- und Heckantrieb sowie Radabstand fühlt. Hier wäre es tatsächlich eine Umgewöhnung.
Kleiner Test dann beim Parken in unserer Tiefgarage. Die Einfahrt ist recht eng. Überraschenderweise kam ich mit dem Octavia fast in die Bredouille. Also ein wirklich kleineres Auto, wie es sich meine Frau wünscht, ist es nicht.
Ich hatte einen Ambiente gefahren, möchte aber einen Elegance. Ich weiß nicht, ob es in der Verarbeitung außer bei den Sitzbezügen Unterschiede gibt. Meine Händler wollte mir einen Elegance nach der Probefahrt zeigen, war dann aber beschäftigt und ich hatte es dann vergessen. Die Oberfläche des Interieurs ist hier beim BMW doch höherwertig und an Stellen wo man es nicht sieht aber trotzdem mal hingreift, gibt es weiches billiges Plasik zur Abdeckung - ich glaube, es war beim Lenkrad verstellen. Etwas erschrocken war ich, dass die Rückseite der Vordersitze aus Stoff ist und nicht wie bei mir mit Plastik geschützt. Ich muss da an meinen Sohn im Kindersitz denken, der oft genug die Füße am Vordersitz hat. Und es gibt ja auch Ausflüge im matschigen Wald.
Das Auto, was ich gefahren bin, war ein DSG. Ich hatte einiges hier im Forum - auch nicht positives - über das DSG gelesen. Ich bin zwar nicht explizit Stadtverkehr gefahren, hatte aber auch Ampeln. Ich fahre jetzt etwa 14 Jahre Automatik und ich muss sagen, ich bin sehr gut mit dem Direktschaltgetriebe zurechtgekommen. Auch bei höheren Kosten wäre das eine Sünde wert. Die Abstimmung ist eher verbrauchsfreundlich, die Sportabstimmung habe ich nicht ausprobiert. Ich war z.B. überrascht, wie schnell ich im 4. Gang bin. Der Gang wird im übrigen angezeigt. Tempomat habe ich auch kurz ausprobiert, ist aber wohl noch Gewöhnungssache. Beim Stream konnte ich die Empfangsprobleme nicht nachvollziehen, vielleicht ist es ein neueres Modell. Obwohl ich ein äußerst anspruchsvoller Musikhörer auch im Auto bin, kann ich sagen, dass der CD-Spieler tadellos klingt. Auch die Standardlautsprecher sind gut - gehören sicherlich zu den bessen, klingen für mich aber wie typische Autolautsprecher. Hier erwarte ich vom Audience System etwas mehr Souveränität, wenn auch das nicht ausreichen sollte, kann man sicher noch etwas nachbessern. Aber zur Not könnte man auch mit den Standardlautsprechern leben.
Gespannt war ich auch auf die Innengeräusche. Da ist der Octavia insgesamt deutlich leiser als mein BMW. Der Motor ist leise, dezent im Hintergrund, auch bei hoher Geschwindigkeit. Im Ton fast beruhigend (wie bei einer Fahrt im Reisebus). Ich bin allerdings auch zum ersten Mal Diesel gefahren. Windgeräusche waren für mich auch leise und auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht störend. Da macht mein BMW doch mehr Lärm, und das ist schon ab 140 km/h störend.
Einzig wirklich negativer Kritikpunkt waren die Sitze. Hier sind sind im BMW richtige Sessel installiert, man kann sich auch mal "reinlümmeln". Dass sie unten schmaler sind, wäre noch zu verschmerzen. Sie sollen auch fest ein, aber etwas weicher sind die BMW-Sitze dann doch. Nach etwas über einer Stunde Probefahrt war das Sitzen dann doch etwas anstrengend. Vielleicht war mein Sitz auch noch nicht optimal eingestellt, ich hatte mit der Sitzeinstellung gekämpft und hatte es nur geschafft, den Abstand nach vorne einzustellen. Ich weiß nicht, ob es bei den Sitzen in der Elegance-Ausführung außer bei dem Bezug Unterschiede gibt.
Mein Fazit hatte ich ja oben schon gegeben. Der Octavia bleibt in der engen Wahl, wird sicher auch der Nachfolger des BMW, wenn meine Frau (die gerade ihren Führerschein - mit einem Golf V - macht) damit einverstanden ist. Wenn wir ihn jedoch noch nicht dieses Jahr kaufen können und ich den BMW noch weiter fahre, kann ich auch damit leben
Grüße
Joachim