ZETUS hat geschrieben:Unterschied Einrohr- und Zweirohr-Dämpfer:
Das sind die beiden grundsätzlich unterschiedlichen Dämpfer-Konstruktionen, welche es gibt. Bei einem Stoßdämpfer stellt sich auch die Frage, wo das Öl hin soll, welches die Kolbenstange beim Einfedern verdrängt (Öl kann man ja im Gegensatz zu Gas nicht verdichten). Und genau das ist auch der grundsätzliche Unterschied zwischen Ein- u. Zwei-Rohr.
Beim ersteren befindet sich der Ausgleichsraum (der immer mit Luft/Gas, bzw. konkret Stickstoff gefüllt ist) direkt unter dem mit Öl gefüllten Arbeitsraum, welche hier durch einen Trennkolben voneinander getrennt sind. Federt das Auto ein, wird der Trennkolben nach unten gedrückt, bzw. je weiter eingefedert desto weiter nach unten gedrückt und das Gaspolster verdichtet. Und beim Ausfedern drückt der Gasdruck, im Ausgleichsraum, den Trennkolben wieder nach oben.
Hier ist alleine konstruktiv schon ein hoher (Gas-) Überdruck (von rund 25bar) im Ausgleichsraum nötig. Dieser bewirkt ausserdem auch noch, dass das Öl im Arbeitsraum immer gut unter Druck steht und deshalb auch nicht aufschäumen kann. Und weil alles in einem Rohr = EIN-Rohr.
Bei einer Zweirohr-Konstruktion befindet sich der Ausgleichsraum dagegen in einem Hohlraum zwischem innerem und äußerem Rohr = ZWEI-Rohr. Hier entweicht das von der Kolbenstange verdängte Öl über ein Bodenventil ganz unten im Dämpfer. Beim Ausfedern saugt der Arbeitskolben das verdrängte Öl wieder zurück.
Ein Gaspolster muß logischerweise auch hier im Ausgleichsraum vorhanden sein (welcher sich hier zwischen den beiden Rohren befindet), nur ist hier halt nicht unbedingt ein deutlicher (Gas-) Überdruck im Ausgleichsraum nötig. Ein Dämpfer ohne hohen Gas-Überdruck kann deshalb nur ein Zweirohr sein.
Einige bar Überdruck im Ausgleichsraum sind aber auch hier sinnvoll, weil dann auch hier das Öl nicht so leicht aufschäumen kann. Statt gleich 25bar, reichen dafür aber auch schon rund 5bar. Das ist dann ein sog. Zweirohr-Gasdruck-Dämpfer. Oder wie das z. B. Koni treffend beschreibt: Ein "Zweirohr-Niedergasdruckdämpfer".
Kurz:
Gedämpft wird immer mit Öl, egal ob Ein- o. Zweirohr-Konstruktion.
Im Arbeitsraum (in dem sich die Kolbenstange, mit dem Arbeitskolben dran, bewegt) ist immer mit Öl gefüllt und im Ausgleichsraum immer ein Gaspolster.
Einrohr-Dämpfer sind zwangsweise immer "Gasdruck"-Dämpfer, also mit etlichen bar Überdruck im Ausgleichsraum.
Sog. "Öldämpfer", also solche ohne nennenswerten (Gas-) Überdruck im Ausgleichsraum, sind immer Zweirohr-Konstruktionen.
Bei besseren Zweirohr hat das Gaspolster im Ausgleichsraum aber auch mehrere bar Überdruck (nur halt statt gleich 25 nur ca. 5 bar), was hier zwar rein konstruktiv nicht unbedingt nötig ist, aber eben sinnvoll, weil dadurch das Öl im Ausgleichsraum unter Druck steht und dadurch nicht so leicht oder stark aufschäumen kann.
Der Begriff "Öldruck"-Dämpfer ist Quatsch, wenn damit ein Zweirohr ohne (Gas-) Überdruck im Ausgleichsraum gemeint ist, weil das einzige was das Öl im Arbeitsraum unter Druck setzen kann, eben ein hoher (Gas-) Überdruck im Ausgleichsraum ist.
Woran erkennt man ob es sich um einen mit mehreren bar (Gas-) Überdruck im Ausgleichsraum handelt? = Kolbenstange fährt in unbelastetem (ausgebautem) Zustand von alleine aus.
Und woran ob Ein- o. Zwei-Rohr? = Fährt die Kolbenstange von alleine nicht aus, kanns nur ein Zweirohr sein und in diesem Fall ein Zweirohr ohne nennenswerten (Gas-) Überdruck im Ausgl.-R. Ist es aber einer mit Gas-Überdruck im Ausgl-R, wirds schwieriger. Dann muss man messen mit welchem Druck die Kolbenstange drückt. Mit ca. 25kg = Einrohr. Mit ca. 5kg = Zweirohr.
Damit sollte auch gleich noch beantwortet sein, welche Dämpfer ein Auto sogar ein bisschen aus den Federn heben können. 25kg x 2 Dämpfer pro Achse = 50 kg Entlastung pro Achse. Hebt z. B. einen kleinen Fronttriebler, zumindest an der Hinterachse, deutlich sichtbar hoch.
Hoffe, dass jetzt auch keiner mehr meint, dass bei einem "Gasdruck"-Dämpfer mit Gas gedämpft würde. Mit Gas kann man sehr gut federn, aber halt ganz schlecht dämpfen. Dafür ist immer das Öl zuständig, welches sich durch die Ventile im Arbeitskolben zwängen muss.
